Naloxon ist ein Opioid-Antagonist, der die atemlähmende Wirkung von Opioiden wie z. B. Heroin, Fentanyl und Methadon innerhalb weniger Minuten aufhebt und Leben rettet. Durch die Einführung eines Nasensprays mit dem Wirkstoff im Jahr 2018 wurde die Grundlage geschaffen, dass das lebensrettende und einfach anwendbare Medikament verstärkt auch durch geschulte Laien wie z. B. Betroffene, Eltern und Angehörige sowie durch Mitarbeiter*innen von Suchthilfeeinrichtungen eingesetzt werden kann, bis Rettungskräfte vor Ort sind.
Das Bundesmodellprojekt NALtrain legt den Grundstein dafür, dass Ärzt*innen das Medikament verordnen, Mitarbeiter*innen von Einrichtungen der Suchttherapie zu Trainer*innen ausgebildet werden und möglichst viele Opioidkonsument*innen und Substituierte dieses lebenswichtige Medikament mit sich führen und anwenden können.
Die Klinik für Suchttherapie im Klinikum am Weissenhof schulte im März 2023 als drittes Zentrum für Psychiatrie in Baden-Württemberg 20 Mitarbeitende der Stationen S04, S67 und S13 im Umgang mit dem Präparat. Robert Prager Loos, Chefarzt der Klinik für Suchttherapie im Klinikum am Weissenhof hebt die Wichtigkeit der Schulung hervor. „Mit der flächendeckenden Verbreitung des Naloxon-Nasensprays und dessen fachgerechten Einsatz können Leben gerettet werden“, so Prager Loos. Das rezeptpflichtige, Nasenspray solle in der Öffentlichkeit bekannt sein und Betroffene sollen es bei sich tragen, so Prager weiter, „die 45,92 Euro, die das Präparat kosten, werden bei entsprechender medizinischer Indikation von den Krankenkassen getragen. Ab sofort wird mit der Schulung von Patient*innen der Station S67 im Umgang mit dem Präparat durch die geschulten Mitarbeitenden begonnen, weitere Stationen der Klinik folgen. Dr. Florian Flux, Oberarzt der Klinik für Suchttherapie weist darauf hin, dass man bei der Anwendung von Naloxon keine Angst vor unsachgemäßem Einsatz haben müsse.
Conny Schartner vom Drogenverein Mannheim e. V., die die Schulung im Klinikum am Weissenhof durchgeführt hat, freut sich, dass die Mitarbeitenden der Klinik nun geschult sind und ihr Wissen an die Patient*innen weitergeben können. Auch sie weist nochmals auf die lebensrettende Wirkung von Naloxon hin und spricht sich für eine Entstigmatisierung der betroffenen Patient*innengruppe aus. „Niemand ist gerne süchtig“, so die Sozialarbeiterin der Drogenhilfe Mannheim.
Mit 1.826 Drogentodesfällen im Jahr 2021 verzeichnet Deutschland den höchsten Stand seit 20 Jahren. Hierbei machen Todesfälle, die in Verbindung mit Heroin und anderen Opioiden stehen, etwa 50 Prozent aus. „Das Thema Prävention von Drogentodesfällen ist ein fester Bestandteil in der Arbeit und Ausbildung aller in der Suchttherapie tätigen Mitarbeiter*innen, so auch im Klinikum am Weissenhof. Das Modellprojekt NALtrain ergänzt unsere Arbeit hier um einen weiteren wichtigen Baustein“, so Prager Loos. Ziel ist es, entsprechend geschulten Patient*innen bei Entlassung aus dem Klinikum ein Rezept für Naloxon mit auf den Weg zu geben und die Bevölkerung weiterhin für das Thema zu sensibilisieren.